Reifentest: Michelin Power PURE 2CT

 
PURE Freude – Meine Eindrücke zum neuen Michelin Power PURE 2CT
Schon vor Wochen als Deutschland noch unter einem dicken Eispanzer schlummerte, musste ich mir Gedanken über die neue Bereifung meiner 2008er Fireblade machen. Zur Wahl standen die alt bewährten Michelin Pilot Power 2CT oder der neue Metzeler Sportec M5 Interact bzw. Michelin Power PURE 2CT.
  Ich schaute also so die Meinungen im Fireblade-Forum durch und fragte auch mal gezielt nach. Schnell kam eine ganz andere Frage auf: Nicht welcher Reifen es sein sollte, sondern in welcher Größe? Denn seit kurzem diskutiert die erfahrene Motorradgemeinde über den 55er statt 50er Querschnitt. Angeblich solle dieser etwas größere Querschnitt mehr Aufstandsfläche in Schräglage bieten und somit mehr Traktion aufnehmen bzw. übertragen können, was dem Bediener am Gasgriff sicher helle Freude bringen würde. Da es nun aber leider auch noch keine Freigaben für den 55er gab, war die Überlegung und vor allem Entscheidung nicht ganz einfach.
Was soll´s! Auf einigen Bikes wird bereits der 55er Serienmäßig verwendet, also kann er nicht so schlecht sein. Die Wahl fiel auf den PURE von Michelin in der 190/55 ZR17 Variante. Letzter Aus-schlag für die Wahl gab mir wohl auch noch die Freigabe die Michelin als einer der ersten Reifen-hersteller für die Fireblade anbot.
Also nun noch schnell zum Kundendienst und TÜV, welcher keinerlei Beanstandungen an der neuen ge- änderten Hinterradbereifung hatte. Jetzt konnte das Motorradjahr 2010 starten – theoretisch.
 
Praktisch herrschte aber noch immer der Winter mit Schnee und Eis. Am 19. März war es dann aber endlich soweit, 16 Grad und strahlender Sonnenschein. Also etwas früher Feierabend machen und rauf auf die Fireblade. Mit nagelneuen Reifen ging es dann erst mal zur Tankstelle tanken und Reifendruck prüfen. Der Reifenfritze hatte es wohl gut mit dem Luftdruck gemeint und gleich noch etwas Vorrat reingepackt – also Luft raus und nach Michelinempfehlung mit 2,5 bzw. 2,9 Bar gefüllt.
  So, jetzt aber los! Gleich beim Aufsitzen fiel auf, dass man höher sitzt. Es sind zwar theoretisch nur wenige Millimeter mehr Umfang, aber durch die spitzere Kontur des Reifens hatte ich das Gefühl hinten leicht höher zu sitzen. Die ersten Meter ging es noch recht vorsichtig zur Sache, waren die Reifen doch noch völlig neu, die Straße kalt und vor allem vom Winter noch ordentlich verschmutzt. Beim dahincruisen fiel mir gleich ein weiterer Unterschied deutlich auf – die Eigendämpfung. Insbesondere bei schlechten Straßen spürte man eine sehr komfortable aber zu keiner Zeit schwammige Dämpfen des Reifens. Die ersten Kurven gingen auch gleich gut von der Hand und so stellte sich schnell ein Wohlfühlgefühl beim Fahrer ein.
Nach knapp 50 Km war dann auch die „Trennschicht“ des Reifens runter und man konnte etwas mehr am Kabel ziehen. Noch schnell ne kurze Pause – Reifenbild betrachten und Wärme fühlen – Schaut gut aus, nur warm ist hier mal gar nichts.
Also weiter über bekannte Strecken im Schwarzwald. Schnelle und enge Kurven wechselten sich flüssig ab. Das Umlegen von einer zur anderen Seite klappte hervorragend und zielgenau. Nie wurde die Bewegung durch einen „Widerstand“ gebremst. Das herausbeschleunigen aus den Ecken, gelang selbst bei den kalten Reifen sicher und ohne zucken. Ich entwickelte sofort dieses in der Fachpresse oft zitierte Wohlfühlgefühl, was man braucht um schnell und vor allem sicher um jede Ecke pfeifen zu können. Egal, was kommt, der Kontakt zum Asphalt ist greifbar und absolut berechenbar. Selbst ein leichtes Aufstellmoment beim anbremsen in Schräglage konnte dieses Gefühl nicht stören.
Nun wurde es aber Zeit für den ersten Kaffee mit einem Stück Erdbeerkuchen im Freien bei Sonnenschein. Beim Blick auf den Hinterreifen war ich dann aber doch recht überrascht über die Größe des "Angststreifen". Klar konnte man nicht auf der letzten Kante um die Ecken pfeifen, aber das da noch so viel Platz war?! Also ist doch was Wahres dran, dass man deutlich mehr Gummi in Schräglage zur Verfügung hat als bei den 50er!    
Weiter geht´s. Nun wartete eine recht feuchtes Stück auf mich – Schmelzwasser. Im kalten Zustand ging es also drüber. Aber auch hier vermittelte der Reifen sofort ein super Gefühl. Vor allem der Grenzbereich war gut zu spüren und toll zu kontrollieren – vorne absolut sicher und ohne murren, hinten mit leichten Drifts – Toll!
Nun wurde die Straße richtig trocken und war doch tatsächlich recht sauber. So konnte ich die kommenden schnellen lange Kurven richtig unter den Gummi nehmen. Spätestens jetzt war ich von der Wahl des PURE und vor allem der 55er Version voll begeistert! Der Reifen krallte sich selbst bei einer nicht wirklich warmen Straße in den Asphalt. WOW, machte das Spaß! Gut 35Km ging es also beherzt zur Sache und nie hatte ich das Gefühl, dass der Reifen überfordert wäre. Erster Gang aus den Ecken ohne Highsidergefahr, sondern mehr mit der Gefahr eines Wheelys in Schräglage.
Die tolle Fahrt unterbrach nur die Tankuhr, welche mir schon seit einigen Kilometern klar machen wollte, dass sie nichts mehr zum anzeigen hätte. Also raus zum Tanken und gleich mal Reifentemperatur fühlen. Handwarm war er – mehr wie 30/35 Grad hatte er also nicht. Funktioniert hatte er jedoch – und wie. Eine tolle erste Ausfahrt war langsam zu Ende und es ging durch Stuttgart mit der Gewissheit das Richtige gekauft zu haben zurück nach Hause.
Klar war eine erste Ausfahrt bei noch nicht optimalen Bedingungen. Aber gerade wegen diesen nicht optimalen Bedingungen muss ich dem Reifen eine Top Note geben, denn egal was kam, er bot mir Sicherheit und ein tolles Gefühl sowie eine traumhafte Laufruhe (sicher auch wegen den Slickteilen des Reifens). Einzig das leichte Aufstellmoment muss negativ erwähnt werden. Aber hier werde ich mal mit dem Reifendruck etwas spielen und dann schauen wir mal was draus wird. Ein ganz großes Plus geb ich dem 55er Querschnitt! Das Beschleunigen in Schräglage hat richtig viel Spaß gemacht, also man hat wirklich mehr Gummi!
 
  Hier noch ein paar technische Infos zum Reifen
  Für den MICHELIN Power Pure entwickelt sich die bekannte MICHELIN 2CT-Technologie weiter: ein höheres Maß an Soft-Gummi an den Seiten für einen Einsatz bei bereits geringeren Schräglagen. Beispiel? Bei 36° Schräglage verfügen Sie auf dem Vorderrad mit dem MICHELIN Power Pure über 27% Soft-Gummi (0% beim MICHELIN Pilot Power 2CT). Auf dem Hinterrad ist es noch eindeutiger: 100% Soft-Gummi mit dem MICHELIN Power Pure (8% beim MICHELIN Pilot Power 2CT).
  Mehr Informationen über die MICHELIN 2CT-Technologie
  Vorderrad
Die Mischungen des Vorderreifens MICHELIN Power Pure sind im Verhältnis 25% / 50% / 25% angeordnet. Die härtere Mischung deckt 50% der Lauffläche ab und ist mittig angeordnet. Sie sorgt für die notwendige Rückmeldung des Vorderreifens und bietet eine außergewöhnliche Laufleistung, selbst unter dem Einfluss von harten Bremsmanövern. Die weichere Mischung befindet sich im Schulterbereich und sorgt für ein Maximum an Grip bei Schräglagen ab 24°.
  Hinterrad
Die Mischungen des Hinterreifens MICHELIN Power Pure sind im Verhältnis 40% / 20% / 40% angeordnet. Die härtere Mischung deckt 20% der Lauffläche ab und ist mittig angeordnet. Bei Geradeausfahrt (Schräglage 0°) wird sowohl die härtere Mischung in der Mitte als auch die weichere Mischung der Reifenschultern genutzt. Die Aufteilung der verschiedenen Mischungen sorgt für Abriebfestigkeit in der Laufflächenmitte, wodurch eine hohe Laufleistung erzielt wird und zugleich für eine maximale Haftung bei starker Beschleunigung. Ab 20° Schräglage deckt die weichere Mischung des Schulterbereichs 98% der Reifenkontaktfläche ab und sorgt sowohl für maximale Traktion als auch für optimale Bremskraftübertragung.