Triumph Pressetag 2013

 
Mit der Street-Gang durch den Taunus
Text: Kraftrad / Bilder vom Event: Kraftrad, Triumph, Markus Jahn, Racepixx
Anfang Juni lud Triumph Deutschland zum ersten Triumph-Pressetag nach Rosbach, nördlich von Frankfurt ein. Bei fast schon hoch-sommerlichem Wetter trafen sich Journalisten und Blogger zum englischen Megatesttag im Taunus.
Direkt an der A5 gelegen, war das deutsche Triumph Headquarter schnell und einfach zu erreichen. Bereits von der Hauptstraße aus stach das blau hinterlegte Triumph-Logo ins Auge. Zweimal rechts, den Burger King links liegen lassen und schon stand man im Triumph-Eingangsbereich, in dem die Morgensonne zart über neue Street Triples und 675 Daytonas streichelte. Zwischendrin blitze einem dann noch ein sportliches R ins Auge – hier sind wir also genau richtig.
 
Die Street-Gang - eine Erfolgsgeschichte in Reih und Glied
Die Street-Gang - eine Erfolgsgeschichte in Reih und Glied
Bevor die Street-Gangs in den Taunus ausrücken durfte, fütterte uns Pressesprecher Uli Bonsels mit aktuellen Zahlen des Motorradmarktes sowie Informationen zur Marke Triumph, die in ihrer nunmehr 116 Jahre langen Geschichte bereits einige herbe Rückschläge verkraften musste.
Vom letzten Tiefschlag 2002, als das komplette Fertigungswerk 1 abbrannte und über 6 Monate lang kein einziges Bike ausgeliefert werden konnte, haben sich die Engländer sehr gut erholt und gehen 2013 mit 54 Modellen in Deutschland an den Start. Bis auf das Supersportsegment, in dem 2012 gerademal 8.295 Einheiten abgesetzt werden konnten, deckt Triumph quasi alle wichtigen Segmente ab (aktuelle 2013er Daten hier). Von insgesamt 11 neuen Modellen, werden sicherlich die Street Triple und Daytona 675 sowie die jeweiligen R-Modelle die englische 3-Zylinder-Erfolgsgeschichte weiterschreiben müssen. Angesichts des nur knapp 2% wachsenden deutschen Marktes, des knapp 30%tigen Absatzeinbruches in Italien und Spanien, sowie der unsicheren Aussichten in Frankreich, wird für Triumph der Erfolg ihrer Neuheiten umso wichtiger sein.
Ein sehr emotionaler Film, in dem die Triumph-Geschichte eindrucksvoll gezeigt wurde, stimmte uns auf den bevorstehenden Rollout ein. Mit Gänsehaut überzogen ging es also raus zu den Engländerinnen.
StreetSUS und Frauke (fembike.de) am beim Streetys satteln - auf mich wartet die Daytona 675 R StreetSUS und Frauke (fembike.de) am beim Streetys satteln - auf mich wartet die Daytona 675 R StreetSUS und Frauke (fembike.de) am beim Streetys satteln - auf mich wartet die Daytona 675 R
StreetSUS und Frauke (fembike.de) am beim Streetys satteln - auf mich wartet die Daytona 675 R
Die Emotionen sind geweckt, Gänsehaut drückt von innen ins Leder und der Herzschlag ist bereits leicht beschleunigt. Perfekte Voraussetzungen für eine sportliche Ausfahrt. Also schnell zur mit vollen Triumphzubehör ausgestatteten Daytona 675 R, die nun ihre in 3 Zylindern erzeugte 128PS-Verbrennungsgase über die rechte Seite ausstößt. Neben dem glitzernden Crystal White, stachen einem die edlen Öhlins Fahrwerkskomponenten, Brembo Monoblocs und diverse Carbonteile ins Auge. Unten drunter verbirgt sie noch eine Schaltautomat sowie ein abschaltbares ABS incl. Racemodus.
Mit Uli, dem erfolgreichen Street Triple Cup Fahrer, ging es auf die gut 65Km lange Taunus-Runde über schnelle Landstraßenpassagen durch Wälder und verwinkelte Täler. Sofort fiel das tiefe grollen beim völligen öffnen der Drosselklappen aus der Airbox ins Ohr, welches durch einen senoren sportlichen Klang aus der gewichtsoptimierten Auspuffanlage eindrucksvoll unterstützt wurde. War ihre Vorgängerin bereits super handlich zu bewegen (siehe Portimao 2010 und Sachsenring 2011), so legt die Neue hier nochmals einen drauf. Man spürt deutlich, dass die Verlegung der Abgasanlage nach unten und der dadurch weiteren Zentralisierung der Masse, sowie die Reduzierung von in Summe 1,5Kg, Wirkung zeigen. Enge Kehren und schnelle Richtungswechsel machten genau so viel Spaß wie knallhartes Durchbeschleunigen der mit Schaltautomat unterstützten Gänge, welcher als Sonderzubehör gesondert verbaut werden muss. Ein zu optimistischer Bremspunkt auf holprigen Straßen, bügelte das ABS kompromisslos  nieder, wobei die Gefahr eines Überschlages zu beachten ist – sprich, Stoppies sind perfekt möglich.
Meter um Meter wuchs das Vertrauen zum Bike und am liebsten wäre ich direkt zum Sachsenring weiter geflitzt um hier noch das Potential dieses Renners in ein paar optimale Runden auszuloten. Leider musste ich aber zurück nach Rosbach, wo die nächste Neuheit auf uns wartete – die Street Triple R.
Die R-Verfolgung - StreetTriple R verfolgt von der Daytona 675 R
Die R-Verfolgung - StreetTriple R verfolgt von der Daytona 675 R
Schlug die kleine Triple 2008 doch ein wie eine Bombe, so wurde es nach einem halben Jahrzehnt Zeit, die Erfolgsgeschichte auf den aktuellsten Stand der Technik zu bringen. Optisch hat Triumph die Streety sportlicher und schlanker gestaltet, was unter anderem durch das neu aufgebaute Heck und des nun seitlich angebrachten Auspuff unterstreichen wird. Dennoch haben die Engländer sie so designt, dass man die Street Triple sofort als solche erkennt.
Susanne "StreetSUS" mit ihrer 2007er StreetTriple 2009 in den Dolomiten und 2013 mit der StreetTriple R Susanne "StreetSUS" mit ihrer 2007er StreetTriple 2009 in den Dolomiten und 2013 mit der StreetTriple R
Susanne "StreetSUS" mit ihrer 2007er StreetTriple 2009 in den Dolomiten (Bild links: Racepixx) und 2013 mit der StreetTriple R
Schon beim Rollout vom Hof fällt auf, dass die kleine Engländerin noch agiler und handlicher als ihre Vorgängerin ist. Ihr 183Kg gepaart mit einer perfekten Ergonomie – man sitzt integriert im Bike, hat jedoch eine gute Nähe zum breiten Lenker und somit auch eine eher vorderradlastige Haltung – sind die Basis für diese Handlichkeit. Aus meiner Sicht kann ein Einsteiger mit ihr genau so viel Spaß haben wie ein Racer, der die 106PS entsprechend einsetzt.
Racergerecht einsetzten kann man die Leistung allerdings erst im oberen Drehzahlbereich, was vielleicht das einzige Manko gegenüber der Speed Triple ist. Ansonsten bietet die Street Triple alles, was zum Spaß haben benötigt wird. Fährt man dann noch wie ich heute die R-Version, so kann einem nur noch das Wetter den Spaß verderben.  
In einer kleinen Gruppe ging es auf derselben Strecke wie am Vormittag durch den fast schon hochsommerlichen Taunus. Die voll verstellbare Kayaba-USD-Gabel mit ihren 41mm-Durchmesser sowie das komplett einstellbare Monofederbei ließen mich straff aber nicht unbequem über die Waldholperpisten cruisen. Der volle Zug am Kabel brachte sie ebenso wenig von der Ideallinie ab wie ein spätes anbremsen der nächsten Kurve. Die radial montierten Vier-Kolben-Nissin-Bremssättel bissen hart aber sehr gut dosierbar in die 310mm-Scheiben. Änderte sich der Reibwert  abrupt, so regelte das ABS unspektakulär nach.
Auf der Rückfahrt, blieb etwas Zeit sich die Armaturen genauer in Aktion zu betrachten. Hier findet sich alles was sowohl für den sportlichen Einsatz als auch für den Tourengebrauch notwendig ist – Geschwindigkeit, Ganganzeige, Uhr, Laptimer, Tankuhr, zwei Tageskilometerzähler und Reifendruckmesser werden digital dargestellt. Den Drehzahlmesser findet man noch immer zentral in analoger, perfekt ablesbarer Form. Und für den racegerechten Einsatz unterstützt einen der am oberen Ende des Gehäuses angebrachte 6-fach programmierbare Schaltblitz aus hellen Dioden.
StreetSUS   Zurück im Headquarter, schaute man bei einem kleinen Nachmittagssnack in lauter zufriedene Gesichter. Susanne „StreetSus“, die eine 2007ner Street Triple in Roulette Green ihr Eigen nennt, war nicht mehr von der Neuen R weg zu bekommen. Ihre knapp 30.000 Km Street Triple-Erfahrung waren ein guter Gradmesser zur Aktuellen. Fand sie die normale Version bereits deutlich straffer und vor allem handlicher, zauberte ihr die R ein seliges Lächeln ins Gesicht – „gigantische Bremse“, „direktes und straffes Fahrwerk“, „vermittelt Sicherheit“, „sieht sau gut aus“ oder „sitzt ich noch bequemer drauf“, waren einige der lobenden Aussagen von ihr.
Im Grunde hatte ich mein Testspektrum für diesen Tag absolviert. Nun war Zeit, auch mal über den Sportbike-Rand hinauszuschauen. Hier bietet Triumph natürlich ein breites Spektrum an und so fiel meine Wahl auf eine Cruiser-Gruppen bestehend aus Classic-Bikes und Cruisers. Ich selber ging gleich mal mit einer Triumph America an den Start.
Schon irgendwie ein sehr gechilltes Fahren mit so einem Cruiser. Man sitzt bzw. liegt völlig entspannt drin, unter einem arbeitete ein traditionell-britischer Paralleltwin mit 865 ccm und 61 PS unspektakulär aber ganz souverän und überall blitzt einem die Sonne in den Chromteilen entgegen. Irgendwie kommt es einem gleich so vor als würde man über einen großen amerikanischen Highway unter kalifornischer Sonne cruisen – Easy going.
Handbemalter Tank der Triumph America und die Triumph-Classic-Bikes auf einem Fleck Handbemalter Tank der Triumph America und die Triumph-Classic-Bikes auf einem Fleck
Handbemalter Tank der Triumph America und die Triumph-Classic-Bikes auf einem Fleck
Zwischendurch tauschten wir die Bikes fleißig durch, sodass ich noch in den Genuss eine Scrambler zu fahren kam. Hubraummäßig musste ich mich nicht umgewöhnen, da auch er von einem 865 ccm Paralleltwin unterm Sitz angetrieben wird. Dieser ist allerdings mehr auf Drehmoment und „Erlebnis“ abgestimmt, sodass man mit dem sechziger Jahre Offroad-Style-Bike spielerisch um jede enge Ecke rum und wieder raus kam. Man sitzt irgendwie „direkt“ auf der Lenkstange wie früher mit dem BMX Rad. Der Twin mit elektronischer Kraftstoffeinspritzung stellt lässige 59 PS mit maximal 68 Newtonmeter bereit, welche bereits bei 4.750 U/min an der Kette zerren. Der Hubzapfenversatz von 270 Grad verleiht der Scrambler einen völlig anderen Motorcharakter und produziert obendrein noch ein wunderschönes Sounderlebnis.
Triumph Scrambler
Zurück bei Triumph war ich voll fasziniert vom Scrambler. Zum einen von der Fahrbarkeit und zum anderen von der Optik. Ich ertappte mich doch tatsächlich, dass solch ein Classicer mächtig Spaß macht und ich am liebsten am nächsten Tag eine Tagesausfahrt durch den Schwarzwald gemacht hätte – ein sehr schönes Fungerät.
Nun war noch etwas Zeit, das Wetter perfekt und die Lust zu Fahren ungebrochen – wir hatten ja quasi bis kurz vorher noch Winter in Deutschland. Also ging es zum Abschluss mit der Speed Triple hoch auf den Feldberg.
Sicherlich ist die Speedy so langsam in die Jahre gekommen und im Grunde erwartete ich bereits eine Neuvorstellung. Doch kann man mit ihr noch immer extrem sportlich und kraftvoll über die Landstraße bügeln. An ihr kommen die aktuellen Nacked Bikes noch immer nicht so richtig vorbei.
 
Leider endet jeder Tag einmal, so auch das 1.Triumph-Presse-Event. Alle Bikes standen wohl behalten im Hof, jeder Teilnehmer war glücklich und wir hatten neue Einblicke in die Triumph-Welt bekommen. Einblicke die mir, neben den tollen Bikes, die Marke Triumph und ihre Leidens-/Erfolgs-Geschichte näher brachte.
Irgendwie beschrieb dieser Tag die Marke Triumph und ihre Modelle perfekt. Wir hatten Monate lang Winter und pünktlich zum Event ging die Sonne auf und brachte die Natur zum erwachten. Genau so ist es mit Triumph auch. Nach ihren schweren Zeiten 2002, glänzt die Marke wie nie zuvor und vermittelt einem ein ganz besonderes Motorradgefühl. Egal bei welchem Bike man den Zündschlüssel umdreht und losfährt, kommt man mit seligem lächeln zurück – die Dinger machen nur Spaß!
Mit der Daytona 675 R sofort auf die Renne und optimale Rundenzeit herausholen, mit der Street Triple R entspannt über Landstraßen oder Alpen bügeln, mit der Speed Triple das selbe nur mit noch mehr Leistung, mit der American Freiheit erleben oder mit dem Scrambler Spaß haben – man kann gar nie die falsche Wahl treffen.
 
Weitere Bilder vom Event und von Triumph