Infektion durch SC1 und SC2 Virus

 
Der Pirelli Diablo Superbike ist schuld
Im Rahmen der Fireblade-Präsentation 2008, schnupperte ich erstmals Rennstreckenluft. Hatte ich davor nicht wirklich großes Interesse, Xmal im Kreis herumzufahren und war dagegen sofort für eine Alpenbummeltour zu gewinnen, so weckten die 2 Tage auf dem Circuito de Almeria mein Interesse. Im Nachgang boten sich mir noch die ein oder andere Gelegenheit auf einigen Pisten meine Runden zu drehen.
Vergangenes Jahr war es dann soweit, ich war infiziert und mein in die Jahre gekommen Straßen-Camel wurde zum Renn-Camel. Spiegel, Blinker und Kennzeichenhalterung weg, Lichtquellen ausstöpseln bzw. Leuchtmittel entfernen und alles was nach Scheinwerfer oder Rücklicht aussieht mit gelber Folie abkleben. Dazu noch ein paar Pirelli Superbike PRO Slicks aufziehen und schon sah das mit genau 33.000 Straßenkilometer bewegte Bike super sportlich und renntauglich aus.
Ready to Race - Meine 2008er CBR1000RR Fireblade nach der "Cleaning" Aktion
Ready to Race - Meine 2008er CBR1000RR Fireblade nach der "Cleaning" Aktion
Die ersten Renntrainings liefen soweit recht gut, wobei schnell klar wurde, dass meine Bereifung quasi einem K3 ohne Profil ähnelte und irgendwann an seine Grenzen kommt. Also wollte ich mir mal einen „echten“ Slick besorgen und griff zum Pirelli Diablo Superbike in der SC1-Mischung vorne und SC2 hinten. Da mein 2008er Camel kein ABS hat und ich somit die keine Querschnittproblematik habe, wurde gleich mal sportliche 200/60 R17 hinten aufgezogen, was schon irgendwie mächtig auf der Fireblade aussieht.
Der Pirelli Diablo Superbike in der SC1-Mischung vorne und SC2 mit 200/60 R17 hinten Der Pirelli Diablo Superbike in der SC1-Mischung vorne und SC2 mit 200/60 R17 hinten
Der Pirelli Diablo Superbike in der SC1-Mischung vorne und SC2 mit 200/60 R17 hinten
Bei hochsommerlichen Temperaturen, schlug nun die Stunde der Wahrheit. Spürt man wirklich auf einer Serien-Fireblade einen Unterschied? Funktioniert ein 200er Hinterreifen mit einem 60ziger Querschnitt überhaupt auf einem Bike das seiner Zeit auf einen 50ziger ausgelegt wurde und wie empfindlich bzw. sensible sind diese Slicks auf Fahrwerks- und Luftdruckeinstellungen wirklich? Im Rahmen zweier Speer-Racing Veranstaltungen mit insgesamt 10 Turns, sollten meine Fragen restlos beantwortet werden.
Da das Serien-Fireblade-Fahrwerk nun nicht wirklich zu den Renntauglichsten zählt und insbesondere mit mir oben drauf ordentlich Gewicht dämpfen muss, war die Fahrwerkseinstellung recht schnell gefunden. Hinten einfach alles bis auf eine viertel Umdrehung zudrehen, Niveau jeweils ganz hoch und bei der Linienwahl einigen tiefen Wellen aus dem Wege gehen. In Sachen Luftdruck ging ich im 80-Grad Reifenwärmerzustand auf 1,9 hinten und 2,2 vorne. Und um das Gesamtgewicht nicht weiter zu strapazieren, wurden jeweils max. 7 Liter Sprit eingefüllt – Gott, fand ich das früher irgendwie lächerlich und nun……..lassen wir das.
Ergebnis: Treffer! Sofort stellte sich eine Sicherheit ein, welche die Möglichkeit bot mich immer weiter an die Grenzen heran zu tasten. Allerdings waren dies weniger die Grenzen des Reifens, sondern mehr die des Bikes. So pumpte die Hinterhand Ausgangs Mercedes ordentlich, was zu leichten Rutschern beim heraus beschleunigen und umlegen führte. Ebenso erging es mir bei der Einfahrt ins Motodrom, da hier auf halber Strecke eine Bodenwelle verläuft, die bei entsprechender Schräglage das Fireblade-Fahrwerk an den Rand bringt und somit dem Reifen die Arbeit überlässt. Dazu hatte ich mit den Serienfußrasten bei eben solchen Bodenwellen zu wenig Freiheit und Eingangs Parabolika würde eine Schaltumkehrung auch helfen.
Ausgang Sachskurve beim Speer Montagstraining (Bild: Bernd Schweigert)
Ausgang Sachskurve beim Speer Montagstraining (Bild: Bernd Schweigert)
Dennoch gab es nie ein Moment in dem man das Gefühl hatte es könnte schief gehen. Mit dem Diablo Superbike SC1 und SC2 waren wunderschöne, mit der Gashand gut kontrollierbare Slights möglich, ein Aufstellmoment zB. beim reinbremsen in die Sachskurve gab es nicht und die Bremsstabilität war beeindruckend. Die absolut runde Reifenkontur in Kombination mit der größeren Aufstandsfläche des 200er in Schräglage, trieben mich zu einer 1:54:124, was sicherlich noch locker 6 Sekunden hinter einer richtig guten Zeit liegt, angesichts meines „Leistungsgewichtes“, der doch in die Jahre gekommene Serien-Fireblade aber auch nicht ganz schlecht ist.
Viel Gripfläche - Der Pirelli Diablo Superbike SC1 (vorne) und SC2 (hinten) in Aktion (Bild: Bernd Schweigert)
Viel Gripfläche - Der Pirelli Diablo Superbike SC1 (vorne) und SC2 (hinten) in Aktion (Bild: Bernd Schweigert)
Am Ende des Tages – in Summe gut 65 Runden GP-Kurs Hockenheim – der SC2 hinten ist optisch am Ende, Verschleißlöcher linke Seite existieren nicht mehr,  was jedoch keinerlei Auswirkungen auf das Fahrverhalten hatte und mich in der letzten Runde noch immer zu einer niedrigen 54ziger Zeit brachte. Reifenbild vorne wie hinten war harmonisch und ohne jegliche Auffälligkeiten. Der vordere SC1 macht sogar noch den Eindruck, er könne locker nochmals 30 Runden gequält werden.
Tagwerk - Der Pirelli Diablo Superbike SC2 hat seine Arbeit verrichtet
Tagwerk - Der Pirelli Diablo Superbike SC2 hat seine Arbeit verrichtet
Nun ist es also passiert! Der Rennstreckenvirus hat mich voll erfasst und so wird es in wenigen Tagen auf den Sachsenring gehen um dort auf neuen Pirelli Diablo Superbike wieder auf persönliche Bestzeitenjagt zu gehen.