Zeiten lügen nicht

Bilder vom Event am Sachsenring
Der Dunlop KR106/108 auf dem Sachsenring
Nachdem mein erstes Bikerhalbjahr voll im Tourenfokus stand, ging es Ende Juli für 2 Tage zum wunderschönen Sachsenring auf die Suche der Ideallinie eines Marc Marquez. Die Tribünen der MotoGP waren noch nicht einmal alle abgebaut und schon veranstaltet das MOTORRAD Aktion Team bei sommerlichen Bedingungen ihr alljährliches Perfektionstraining mit einer VIP, 2 freien und einer „Krabbelgruppe“. Gute Gelegenheit die Dunlop KR106 und KR108 Reifenpaarung in der 195/65 17 Version auf meinem „Kamel“ zu testen.
Die Aussichten waren nahezu perfekt, erwartete uns doch 24 bis 29 teils sonnige, teils bewölkte Grad. Einzig zum Start meines ersten Turns, war die Strecke noch feucht und ich blieb in meiner Box.
Der Sachsenring träumt noch vor sich hin - in wenigen Minuten geht´s los
Der Sachsenring träumt noch vor sich hin - in wenigen Minuten geht´s los
Es war also angerichtet! Ein Vorder- und zwei Hinterreifen made in England sollten auf den 3,671 Kilometer langen Sachsenring, in den 10 links und 4 rechts Kurven, ihr Können unter Beweis stellen. Die Strecke war mir nicht ganz unbekannt, trieb ich doch mein Bike ziemlich genau vor einem Jahr schon hier auf Pirelli Superbike SC1/SC2 in der 200/60 17 Version im Kreis umher. Also, Reifen schön auf 80 Grad druchwärmen lassen, vorne 2,3 Bar und hinten 2,0 Bar warm rein und ab geht´s auf einen der anspruchsvollsten Rennstrecken des MotoGP-Kalenders.
Es ist angerichtet, unsere Box 14 ist bestückt
Es ist angerichtet, unsere Box 14 ist bestückt
Nach ein paar Einrollkilometern, lief der Erste Turn auch schon mal recht flott. Wobei ich irgendwie das Gefühl hatte, mehr Kraft beim umlegen aufbringen zu müssen. Des Weiteren fühlte ich mich – insbesondere bei der langen Links Bergab zur Karthalle – mit dem Vorderrad nicht so wohl wie sonst. Es fühlte sich härt und störrisch an. Hatte häufig das Gefühl, die ganze Fuhre würde über´s Vorderrad nach außen treiben. Zurück an der Box, sah das Reifenbild vorne auch gleich mal recht „angestrengt“ auf der linken Seite aus.
Die Temperaturen blieben den ganzen Tag über recht human bei unter 30 Grad Luft und 40 Grad Asphalt. Langsam traue ich dem Vorderreifen mehr zu und so ging es teilweise sportlich durchs Feld. Insbesondere auf der Bremse ende Start/Ziel, konnte ich mich auf die stabile Lage am Vorderrads verlassen und so den ein oder anderen nehmen.
Ausfahrt aus dem Omega fest im Blick (Bild: Andy Glänzel von Racepixx.de)
Ausfahrt aus dem Omega fest im Blick (Bild: Andy Glänzel von Racepixx.de)
2013 war das Omega für mich noch der Horror, traf ich doch so gut wie nie die richtige Linie, so passte hier dieses Jahr in fast jeder Runde alles. Die berühmte Kurve 11 trieb mir auch keine zusätzlichen Schweißperlen auf die Stirn, da hier der Dunlop perfekt seinen Dienst verrichtete. So ging der Erste Renntag für mich mit einer gefühlt schnelleren Zeit zuende. Gefühlt ist aber nicht gemessen und so lagen doch tatsächlich mit 1:35:660 noch sehr weit weg von meiner 2013er Zeit, aber immerhin nur 0,666 hinterm Ersten auf Platz 3.
 
Der Vorderreifen hatte sich unwesentlich zum ersten Turn geändert und so kam nur ein Neuer KR108 Hinterreifen drauf. Einziger Unterschied zum ersten sollte der Luftdruck sein, denn hier pumpte ich – oder sagen wir mal ließ ich Luft ab – den Pneu mit 1 Bar(!) kalt auf.
Nach einem lustigen und entspannten Abend im Hotel Beierleins, startete Tag 2 mit viel Sonne und herrlichen Temperaturen. Die Reifenwärmer arbeiten bereits seit über einer Stunde und das 2008er Firebladetriebwerk lief auch behutsam warm. So ging es nun mit warmen 2,3 bar vorne und 1,3 bar hinten raus auf die Piste. Die recht raue Oberfläche der Dunlops suggerierte mir gleich viel Grip und ging ich gleich etwas beherzter ans Gas. Komisch waren jedoch die ersten Meter mit einen „Plattfuß“ hinten – so fühlte es sich jedenfalls an. Nach wenigen Kurven war dieses Gefühl weg und so nutzte ich die noch freien Runden für eine Zeitverbesserung um knapp einer halben Sekunde.
Auf geht´s zu ein paar schnellen Runden
Auf geht´s zu ein paar schnellen Runden
Spannende Fighters und viele Überholmanöver, ließen die Turns wie im Fluge vergehen. Der Spaßfaktor war extrem hoch, wobei ich runter zur Karthalle noch immer zögerlicher unterwegs war – dem Vorderreifen war nicht zu trauen. Zur Mittagszeit stand eine 1:34:866 auf dem Zeitentablo und Platz 3.
Der Mittag brach an, die Sonne durchwärmte den sächsischen Asphalt auf knapp über 50 Grad und die ersten in meiner Box fingen an die härteren Mischungen aufzuziehen. Pünktlich zu meinem Turn kam Wind und Wolken auf, sodass der Belag immer deutlich unter den 50 Grad lag.
Irgendwie tat die zusätzlich Wärme den Dunlops gut, empfing ich doch mehr Rückmeldung also noch zu Beginn bei 15 Grad weniger. Am Ende des Trainings stand eine 1:34.630 in der letzten Runde zu buche – Beweis, dass der Reifen bis zum Schluss durchhält.
Nach zwei überaus spannende und unter-haltsamen Tage, standen unterm Strich 2 gegensätzliche Aussagen im Raum – die gefühlte unglaublich schnelle und die nachweislich gemessene 0,4 Zehntel langsamere. Schluss-folgerung für mich, der KR106/108 fordert mehr vom Fahrer ein und bietet weniger Reserven als zB. ein Pirelli Superbike SC1/2. Denn gefühlt ging ich öfters ans Limit und war dabei deutlich schneller unterwegs als 2013. Evtl. hätte ich mit ein paar Fahrwerksoptimierung noch mehr rauskitzeln können.  
Der Dunlop Slick Made in England ist sicherlich ein Hightech Gummi, der viel Grip am Heck anbietet, der aber auch durch seinen steifen Aufbau im Vorderbau sehr sensibel zu behandeln ist – ich muss glaub dieses Jahr nochmals auf den SaRi, dann mit meinen vertrauten Pirellis zum Vergleich.