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"Bayrische Inspirationen" - Teil 3: S1000RR &
HP4 on the Racetrack Text/Bilder:
'Kraftrad' |
Nach wunderschönen GS-Landstraßen-Kilometern, wechselte ich das Sportgerät
sowie die Arbeitskleidung. Vom Textil-Touren-Cruising-Lock hin zur Knieschleifer-Einteilerpelle,
vom aufrechtbequemen Reisegerät hin zum rundkreuzgebücken Hypersportgerät,
von 2 Zylinder-Boxer-Feeling hin zum 4-Zylinger-Reihensummer. Kurzum – die
S1000RR stand auf dem Programm. |

Unzählige BMW S1000RR am Morgen in der Boxengasse des Circuito de Almería |
Frühen am Morgen wärmte die andalusische Sonne bereits Fahrer
und Asphalt - der erste von insgesamt drei Rennstreckentagen konnte
also beginnen. Am Vormittag ging es erst einmal hinter Jürgen Fuchs
her, um die anspruchsvolle Strecke von Almeria zu erkunden. Obwohl
ich bereits im Januar einen Tag hier war, konnte ich noch den ein
oder anderen Linienkniff von Jürgen erhaschen. Dazu erkannte er
im Rückspiegel noch ein paar Kleinigkeiten an mir und konnte diese
in seiner Videoanalyse sehr anschaulich rüberbringen bzw. Tipps
für die nächsten Turns geben – diese sollten mich noch richtig voranbringen. |
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Nach einem leckeren und entspannten Mittagsessen im neuen Motorhome,
ging es am Nachmittag beim freien Fahren auf dem 4.025 Meter lange Geschlängel
des Circuito de Almería darum, das erlernte in bessere Rundenzeiten um zusetzten.
Dafür stand uns die S1000RR mit Metzeler Racetec Interact K3, also handelsüblichen
Pneus, zur Verfügung. Leider waren recht viele Teilnehmer pro Turn unterwegs,
sodass man irgendwie nie eine optimale Runden drehen konnte und sich mehr
ums überholen kümmern musste – was mit diesem Bike aber auch mächtig Spaß
machte. |
Das Potential dieses Bikes ist bereits im Serientrimm so enorm, dass
ein Hobby-Racer sofort schnell und entspannt auf Zeitenjagt gehen kann.
So schiebt die S1000RR bereits im Sport-Modus mehr als ordentlich
vorwärts, die Traktionskontrolle greift unaufgeregt ein und das Bosch ABS
verzögert souverän. Im Race-Modus hat der Pilot dann etwas mehr in der Hand
und so konnte ich die Bayerin mit ihrem Metzeler K3 Schuhwerk ordentlich
– für meine Verhältnisse – rannehmen bzw. meine Mitfahrer zügig hinter mich
bringen. Am Ende des Tages stand eine 1:53:910 auf dem Zeitenmonitor, was
schon mal fast so schnell war wie mit der HP4 im Januar. |

Die BMW S1000RR mit Metzeler Racetec Interact K3 (Bild:
Racepixx) |
Am 2.Renntag stand das eigentliche Highlight (dachte ich jedenfalls)
des BMW Motorrad Test-Camp Almeria 2013 auf dem Programm – 6 Turns á 20
Minuten mit dem bayrischen Hypersportgerät der HP4. Viel wurde über sie
und ihre technischen Raffinessen in einschlägigen Foren und Zeitschriften
geschrieben. Am Vorabend präsentierte uns dazu noch Jörg Teuchert das Konzept
der hochgezüchteten und im Detail optimierten S1000RR, erzählte uns, welche
Komponenten in seinem IDM-Bike zu finden waren bzw. er mit entwickelt und
getestet hatte. Nun hatte ich einen ganzen Tag die Gelegenheit, wenigstens
einen Teil davon zu erfahren. |
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Nach einer kurzen Einweisung am Bike, ging es mit der nötigen Ehrfurcht
hinter Jörg raus auf die Strecke. Die Bedingungen waren ähnlich wie am ersten
Renntag, die Temperaturen lagen bei angenehmen 12 bis 16 Grad und die Sonne
wärmte ungehindert Asphalt und Fahrer. Nur der Wind war anfangs etwas gewöhnungsbedürftig,
da immer wieder ein paar Böen die geplante Linie störten. Da ich zwischen
unterschiedlichen BMW Test-Camp-Paketen hin und her sprang, war ich nun
in einer komplett neuen Gruppe, die deutlich keiner als am ersten Tag war
und so mehr Platz auf der Strecke zur Verfügung stand um Linie und die Sekunden
zu finden. Belohnt wurde das Ganze mit einer 1:51:643, also gut 2 Sekunden
schneller als noch ein Monat zuvor beim ersten HP4-Kontakt. |
Die blauweisse Wundermaschine, begeistert einen schon sehr –
optisch wie fahrerisch. Bügelt sie doch quasi jede Unebenheit weg,
regelt sanft unnötige Drehmomentübertragungen vom 200er Hinterreifen
zur Piste und vernichtet brutalst und unaufgeregt die Energie beim
anbremsen am Ende der Gegengerade. Sie regelt aber auch jegliches
Feeling fürs Vorderrad weg. Hatte ich beim reinbremsen in die letzte
Rechts vor der Schickane mit der normalen S1000RR immer ein „pumpendes“
Vorderrad, was mir deutlich machte es würde so langsam reichen,
bügelte das DSP der HP4 jegliche Grenzbereichsankündigung weg. Damit
kann man schon umgehen und es ermöglicht einem die perfekte Linie
zu finden, doch denke ich, dass der Grenzbereich bzw. der Punkt
zwischen toller Zeit und kapitalem Abflug hier deutlich schmäler
und somit für den Hobby-Racer gefährlicher wird. |
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Das Erlebnis, eine HP4 (für meine Verhältnisse) immer schneller um den
Kurs zu bewegen war natürlich schon genial. Der Unterschied zur „normalen“
ist mehr als deutlich zu spüren und gab einem das Gefühl in einer anderen
Liga unterwegs zu sein. Am Ende des Tages war für mich klar, dass dieses
Bike bei sachgemäßer Bedienung zumindest im Hobbybereich unschlagbar ist.
Dies zeigte sich auch am 3.Tag, als ich wieder mit der normalen S1000RR
– allerdings nun auf vorgewärmten Metzeler Racetec Interact K2 - unterwegs
war und eine 1:51:856 hinlegte. |

BMW S1000RR mit kuschlig warmen Metzeler Racetec Interact K2 |
Nun sollte aber mein tatsächliches Highlight unter der andalusischen
Sonne folgen. Mario Rubel von BMW Motorrad, fragte mich, ob ich Lust hätte
mal eine etwas andere S1000RR hier über den Kurs zu bewegen? Da hörte ich
mich natürlich nicht Nein sagen und so ging es mit ihm in eine der vordersten
Boxen in der die Jungs von Bike-Promotion, welchen ich hier mal schnell
ein dickes Lob für immer toll gewartete und gepflegte Bikes aussprechen
möchte, ihre Werkstatt und Zeitnahme aufgebaut hatten. Im Hintergrund
lief ein sächsisches Webradio ala Radio PSR, die Jungs an der Reifenmontage
fachsimpelten über den kausalen Zusammenhang zwischen Abriebbilder und Luftdrücke,
Michael Dangrieß saß am Notebook und arbeitete kurz seine Mails ab und die
soziustaugliche Maschine von Jürgen Fuchs wurde für den nächsten Ritt präpariert.
Mittendrin stand das angekündigte, in Reifenwärmer dick eingemummelte Objekt,
eine schwarze S1000RR mit Race Kalibration Kit, Akrapovic-Komplettanlage
und ca. 210PS. |
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Starterknopf gleich Gänsehautschalter – Bereits beim betätigen selbigem
und des darauf folgenden tiefe schnurren aus der komplett in Titan aufgebauten
Akra-Anlage, überkommt einem ein gewisses Rennfeeling. Also, schnell die
Reifenwärmer runter, Bike vom Ständer nehmen, aufsitzen und raus auf die
Piste. Erster, Zweiter, Dritter Gang, über die Kuppe, die lange Rechts hinunter,
eng an die Curbs ran, noch mal Gas auf dem kurzen Stück vor der ewig langen
Links, schönes tiefes Hangoff, weich ans Gas und die blinde Rechts vorbereiten……..sofort
fühlte ich mich heimisch auf dem Bike. |
Der Schaltautomat arbeitete präzise und butterweich, begleitet wurde
das antippen des Schalthebels durch ein dumpfes knallen, jede Bewegung am
Gashahn setzte der Metzeler K2 direkt und ohne irgendwelche Lastwechselreaktionen
auf den durch die Vormittagssonne erwärmten Asphalt linear und mit Nachdruck
um. Das Getriebe arbeitete hoch wie runter sehr genau. Ich konnte mich also
voll auf die Linie konzentrieren, hin und wieder ein paar Mitfahrer überholen
und einfach Spaß haben. |

S1000RR mit Race Kalibration Kit und Akrapovic-Komplettanlage (Bild:
Racepixx) |
Die Traktionskontrolle war tiptop abgestimmt und brachte einen mit dem
Maximum an Vortrieb auf die Gegengerade. Vierter, Fünfter, kurz noch den
sechsten Gang ran, knappe 275 Sachen, jetzt den Bremspunkt treffen, ankern
und vier Gänge runterschalten. Blickführung ganz nach rechts auf die Reifenstapel,
Berg hoch, beim Umlegen den dritten rein, schön eng an die Mauer links,
raustreiben lassen und über die Startziel brennen. Die Rechts am Ende über
die Boxenausfahrt anfahren und weiter geht’s. Was für ein Spaß! 3 Turns
war mir dieser vergönnt. |
Zwischendrin „nötigte“ man mich noch eine Soziusfahr mit Jürgen Fuchs
zu unternehmen – meine letzte fand 1993 statt als ich noch keinen Motorradführerschein
hatte! Konnte mir nicht vorstellen, dass es mit mir hinten drauf – bin ja
nicht gerade klein und leicht – möglich ist um den Kurs zu flitzen. Aber
– man kann, und wie. Jürgen drehte eine Runde nach der anderen und zeigte
mir, dass man ein „meine“ Bremspunkte noch voll am Gas hängen kann und wie
man die Gegengerade im Wheely hinter sich bringt. Am Ende waren es 8 tolle
Runden, die mir zeigten, was alles in einem Bike stecken kann wenn es fachgerecht
bewegt wird. |

Kraftrad@Jürgen Fuchs - 8 Runden Sozius auf dem Circuito de Almería |
So ging es nun, mit unglaublichen Endrücken wieder zurück zu meiner
Spezial S1000RR und raus zum letzten Turn mit ihr. Die Bremspunkte von Jürgen
traute sich mein Hirn irgendwie nicht umzusetzen, aber den ein oder anderen
Kniff, den er mir auch schon zwischendurch gab, gingen nun leichter von
der Hand. Am Ende stand auf dem Zeitenmonitor eine 1:50:998, was glaub ganz
OK in Almeria für einen Alleinfahrer ist. Noch wichtiger war mir aber, der
unglaubliche Spaß, den ich insbesondere mit dieser S1000RR hatten. Meiner
Meinung nach braucht es keine HP4. Es genügt eine aktuelle S1000RR, gerne
als Unfallmaschine für um die 8.000 Euro, dazu das Race Kalibration Kit
mit Akrapovic-Komplettanlage für ca. 3.000 Euro sowie eine perfekte Abstimmung.
Man hat danach für etwa 12.000 Euro ein Rennstreckenbike, das es erst mal
zu schlagen gilt. |
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