Alpen-Test-Tour mit Metzeler Roadtec Z8 Interact™ und Honda CB1000R 2010

Mein Testbericht über den Roadtec Z8 Interact™

 
Roadsport in neuer Dimension
"Mit höchster Stabilität, einem souveränen Handling und gesteigerter Haftung unter allen Witterungsbedingungen bietet der neue Roadtec Z8 Interact ein herausragendes Sicherheitsniveau und beste Fahreigenschaften." So kündigte Metzeler ihren neuen Sprössling vor einigen Tagen an. Wie es in der Natur der Sache liegt, werden solche Neuheiten immer in den Himmel gelobt. Und was bleibt in der Praxis davon übrig? Ich hatte mir den Z8 auf eine Honda CB1000R mit ABS montieren lassen um ihn auf einer 4-Tages-Tour durch die Alpen über längere Zeit bei den unterschiedlichsten Bedingungen zu testen.
Metzeler Roadtec Z8 Interact™ Metzeler Roadtec Z8 Interact™ Metzeler Roadtec Z8 Interact™
Am Vortag der Tour holte ich von meinem Händler die mit Z8 neu besohlte CB1000R ab und drehte gleich mal auf einer super schönen kurvigen Strecke eine kurze 30Km-Runde. Die noch schwarz glänzenden Gummis sollten ja etwas angefahren in die 4-Tages-Tour starten. Also ging´s recht zaghaft ans Werk, bloß nichts übertreiben, denn wir wissen ja wie rutschig neue Gummis sein können. Doch so rutschig waren sie gar nicht. Überraschend schnell entwickelten die Reifen in der Kombination 120/70 ZR17 und 180/55 ZR17 einen vertrauenswürdigen Hafteindruck und so machten sogar schon die ersten Kilometer mit den Neuen richtig Spaß und Lust auf mehr - viel mehr.
Die gepackte Honda CB1000R und den Metzeler Roadtec Z8 Interact™ - Startbereit für 1.300Km Alpentour
Mit kleinem Gepäck ging´s früh morgens los in Richtung Schwäbische Alb durchs kurvige Lautertal bis nach Zwiefalten wo die erste Kaffeepause auf mich wartete. Es war noch recht frisch und in den bewaldeten Tälern hielt sich leicht der Nebel und Feuchtigkeit. So konnte man nie sicher sein, ob im nächsten Eck eine trockene oder feuchte Straße auf einen wartete. Ich schlängelte mich also so durchs wunderschöne Lautertal bei praktisch keinem Verkehr - so konnte man also schön zügig dahincruisen. Der Z8 brachte die CB1000R gleich zielgenau und unspektakulär in die Ecken und hielt die Traktion bei jeder Straßenlage hoch. Kein ruckeln, kein rutschen, keine Unruhe war zu verspüren. Nur ein leichtes Aufstellmoment beim anbremsen war vorhanden.  
Nach einer kleinen Stärkung ging´s weiter übers Land nach Kressbronn an den Bodensee und danach über Lindau durch den Pfändertunnel nach Lichtenstein und weiter nach Chur. Zwar kommt man mit der 2 Euro Korridorvignette recht schnell durch Österreich, aber danach zieht es sich ewig durch Vaduz und über Schweizer Käffer bis nach Chur - echt nervig. Einzig Positive war hier, dass man den Z8 im Langsamfahrmodus testen konnte. Er verhält sich hier sehr ruhig und präzise. Man benötigt keinerlei Kraft um irgendwelche Durchschlängelmanöver zu fahren - er lässt die CB1000R sehr leichtfüßig dahin rollen.
Nun stand aber endlich der erste "Bergeinsatz" an - die Lenzerheide wartete. Nach dieser teilweise wahnsinnig nervigen Gondelei durch die Schweiz, musste ich jetzt mal etwas am Gasgriff drehen und die Kurven sportlicher genießen. Ohne Hangoff kam ich aber sehr schnell an die Grenzen der Schräglage ran. Nicht wegen des Reifens, sondern wegen den noch angeschraubten Angstnippeln an den Rasten der CB1000R - ich hatte diese einfach am Vortag vergesse abzuschrauben - naja egal. Der Reifen verrichtete wieder tadellos seine Arbeit. Selbst im ersten Gang mit Vollgas aus der Kurven raus, gab´s keinerlei Rutscherei oder sonstige Wackler. Er zog einfach nur leichte schwarze Striche nach sich.
  Nach der Lenzerheide ging´s gleich links ab zum 2.315 Meter hohe Albula, der glaub ich seit seiner Erbauung nie wieder neu geteert wurde. Auf wirklich schlechten Straßen und nun doch wieder kaltem schattigen Wetter, zog der Z8 eine perfekte Kurve nach der anderen hoch. Zielgenau und ohne irgendwelchen Sperenzien ging´s rauf auf den Berg. Hier konnte der Z8 auch gleich seine Eigendämpfungseigenschaften unter Beweis stellen, die sicher nicht so ausgeprägt ist wie bei einigen aktuellen Reifen der Konkurrenz, jedoch völlig ausreicht um komfortabel im Zusammenspiel mit der CB1000R solche Pisten zu meistern.
Es war nun auch schon spät und so rollten ich mehr oder weniger ins Tal nach Zuoz, wo der erste Arbeitstag des Z8 endete. Am nächsten Morgen begann der zweite Tag für den Z8 nicht wirklich toll. Nasses, nebeliges und teilweise nieseliges Wetter wartete auf ihn und mich.  
So rollten wir uns gemütlich in Richtung St. Moritz ein, bevor es links weg zum 2.330 Meter Hohen Passo del Bernina ging. Auf teilweise richtig nassen Passagen funktionierte der Z8 gleich hervorragend. War doch früher das Thema "Kaltgripp" und dieser insbesondere bei Nässe bemängelt worden, so hat der Z8 solche Probleme nicht mehr. Mit einem ganz tollen Gefühl fuhr ich auf dem Pass der Sonne entgegen, wo es gleich weiter nach Livigno ins zollfreie Gebiet ging. Hier schnell den Tank für unter einen Euro pro Liter füllen und weiter über den 2.208 Meter Hohen Passo d´Eira und den 2.291 Meter Hohen Passo di Foscagno nach Bormio.
Nun ging es auf einen der wohl anspruchsvollsten - wie ich finde - Pässe hoch, den 2.652 Meter Hohen Passo Gavia. Der Himmel war hier recht wolkenverhangen und die Straßen teilweise wieder feucht bis nass. Bei der Abfahrt - die einspurig mit Gegenverkehr ist - konnte ich 2 mal das ABS der CB1000R auf feuchter Strecke gut gebrauchen. Wobei der Regelbereich der CB sehr spät einsetzte, was sicher einer sehr guten Haftung des Z8 zuzuschreiben ist.
Nun wurde das Wetter richtig klasse und vor allem die Luft wärmer. So ging es nach einer kleinen Stärkung zum Mittag weiter über den Passo Tonale und Madonna di Campiglio in Richtung des Tagesziels - Gardasee. Die Sonne stand hoch am Himmel und heizte den schönen rötlichen Asphalt der Italiener wunderbar auf, sodass das Gripniveau viel Spaß versprach. Und wieder störten diese Angstnippel das Kurvenvergnügen (hatte bei dem Regenfrust am Morgen das anschrauben wieder vergessen). Also Werkzeug raus und ab mit den Dingern.
Gut war´s, denn es ärgerten mich doch gleich zwei Einheimische und so "durfte" ich die Leistung der CB1000R mal voll ausleben. Es ging richtig schön zur Sache und ich vergaß doch glatt, dass unter mir ein Tourensportreifen arbeitete und kein pure(r) Sportreifen. Das konnte man aber auch vergessen, denn der Z8 klebte auf der Straße wie ein Sportreifen. Tja und dann geschah es! In einer schönen schnellen Rechtskurve bekam die CB1000R ein paar Kratzer ab - der Auspuff setzte voll auf.
Gardasee Torri del Benaco
Der heutige Tag endete mit knapp 300Km in Torri del Benaco am Gardasee. Nach einem lauen Spätsommerabend mit Aperol und einem traumhaften Blick über den See, ging es am dritten Tag schon wieder in Richtung Heimat. Über verschlungene, abseits gelegene Straßen im Hinterland des Trentinos und Südtirols, fuhr ich über den Gampenpass nach Meran und weiter das Passeiertal entlang bis hoch zum Timmelsjoch.
Wieder eine Strecke mit den unterschiedlichsten Fahrbahnbeschaffenheiten. So konnte der Z8 auf schnellen Kurvenpassagen seine sportliche Anlagen voll entfalten. Da ich ja am Vortag die Angstnippel entfernt hatte, konnte man wieder mit vollem Einsatz ans Werk gehen. Hier zeigte der Z8 auch schon seine nächste Qualität, welche ich an bisherigen Metzeler-Reifen immer vermisst hatte - ein gutmütiger Grenzbereich. Dieser kündigt sich nämlich schöne rechtzeitig hinten an, wobei das Vorderrad weiterhin perfekte Rückmeldung und hervorragenden Grip bietet. Dieses Gefühl kannte ich bisher nur von französischen Reifen.  
Zu wirklich keiner Zeit versagte der Reifen seine Dienste. Egal welche Schräglage, welcher Belag, ob kalt ob war, der Reifen hielt - fast schon unheimlich. Ich stellte mir öfters die Frage, ob man mit einem reinen Sportreifen noch schneller unterwegs sein könnte? Ich denke nicht, denn der Auspuff bekam wieder ein paar Schrammen ab - obwohl ich die Feder hinten fast ganz hoch gedreht hatte. Einzig das leichte Aufstellmoment beim anbremsen war noch immer da.
  Das Timmelsjoch hoch war recht überraschend wenig los und so konnte man´s wieder laufen lassen. Inzwischen hatte der Reifen auch schon knapp 1.000 Km hinter sich ohne wirklich starke Verschleißanzeichen zu zeigen. Nach einer kleinen Kaffeepause auf halber Höhe ging´s gleich wieder zügig weiter. Absolut kalter Reifen, einfach mal beherzt ans Gas - nicht´s rutscht. Wirklich klasse! Metzeler hat es endlich geschafft einen Reifen mit einen sehr guten Kaltgrip zu backen.  
Über´s Timmelsjoch drüber, ging es weiter durch das Ötztal bis nach Ötz. Es war recht spät und ich wollten langsam ankommen, so ließ ich der CB1000R etwas "Freilauf." Hierbei stellte sich ein - wie soll ich sagen - "leichtes Vorderrad" ein. Die CB1000R fiel mir etwas zu leicht nach innen, sodass man bei höheren Geschwindigkeiten hin und wieder die Linie nachkorrigieren musste. Es war nicht wirklich störend, aber eben auffallend, dass die gewählte Linie nicht immer ohne "Nacharbeit" zu halten war. Sicherlich ein Kompromiss für das leichtfüßiges Handling. Wobei dieses Phänomen bei schnelleren und vor allem engeren Kurven nicht zu vernehmen war. Hier liegt das Bike stabil präzise in Schräglage und man trifft seine gewünschte Linie ohne Aufwand.
Am letzten Tag meiner Alpentourtesttour ging es von Ötz gleich rüber nach Imst und hoch auf´s 1.894 Meter hohe Hahntenjoch. Ein Pass, den man am Wochenende meiden sollte, da praktisch jeder aus der Gegend hier drüber möchte. Aber es war ja Montag, wenig los, wieder kalte Reifen und kalter Belag. Dazu noch recht rutschigen Belag (die Hahntenjochkenner wissen von was ich spreche). Aber der Z8 kam auch hiermit klasse klar. Nur beim rausbeschleunigen im 1.Gang kam die Hinterhand leicht ins Rutschen. Aber nie bedrohlich oder unkontrollierbar.   
Übern Berg drüber ging´s das Lechtal entlang bis nach Weißenbach, wo ich traditionell beim MPreis mir einen FruFru und Cappuccino gönne. Danach an schroffen Felswänden entlang hoch zum Gaichtpass ins Tannheimer Tal und gleich weiter nach Burgberg bei Sonthofen zu HELD auf eine kleine Shoppingtour. Hier ging die Zeit irgendwie verdammt schnell rum, sodass es auf der Heimfahrt recht zügig durchs Allgäu und dann über die Schwäbische Alb ging.
Eine 4-Tages-Tour mit knapp 1.330Km lag hinter mir. Eine Tour auf der ich zum eine die CB1000R testen und zum anderen einen Neuen Reifen erleben konnte, der mir richtig Spaß machte.
Fazit: Metzeler hat mit dem Roadtec Z8 Interact einen hervorragenden Tourenreifen entwickelt, der Komfort und Laufleistung gepaart mit Sportlichkeit unter einen Hut bringt. Selten zuvor war ich von einem Reifen so begeistert wie hier. Man vergaß teilweise beim angasen, dass man einen Tourenreifen unter sich hat - so kurvengierig und vollgastauglich war er. Über sein leichtes Aufstellmoment und das etwas unruhige Hochgeschwindigkeitsverhalten kann man getrost hinwegsehen, den spätestens der Kaltgrip und das Verhalten bei Nässe, ließ bei mir keine Wünsche offen. Ich bin zum ersten mal voll von einem Metzeler Reifen überzeugt!
 
Inhalt
Metzeler
Mit freundlicher Unterstützung von Honda Deutschland GmbH   Mit freundlicher Unterstützung
von Honda Deutschland GmbH
Mein Test/-Reisebericht
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Der Metzeler Roadtec Z8 Interact™
Bilder vom der Alpentesttour