Honda Supersport-Testaktion im sonnigen Spanien 2009

Reisebericht von Nicole#36

 

Vorbereitung

Nicole#36

Honda Europe führt seit 2006 jeweils im Februar eine Testsession der neuen Modelle in Spanien durch. Dies hatte mich schon lange mal gereizt, denn aus Berichten in Foren habe ich nur Gutes gelesen.

Da ich seit längerem mit dem Gedanken spiele, mir als nächstes eine 600er für die Rennstrecke zuzulegen, war der Drang bei der neuen Ausschreibung im Herbst 2008 umso größer. Zuerst Rainer vom CBR-Forum angefragt, ob die Schweizer wohl auch mit dürfen und die Information erhalten, dass immer einige Nicht-Deutsche anwesend waren. Super! Nun hieß es, Sebi zu überzeugen, was wohl das Schwierigste werden dürfte. Die erste Antwort war ein ganz klares NEIN, er wolle weniger und nicht noch mehr Trainings machen und in Wintertrainings in Spanien wären sowieso nur Spinner. Ich machte ihn auf das Video vom letzten Jahr im CBR-Forum aufmerksam, was ein anderes Bild zeigte. Außerdem wolle er doch auch mal wissen, wie eine aktuelle 4-Zylinder 1000er geht und sich um nichts kümmern – einfach wie die Profis aufsteigen und Spaß haben. Genau das wäre hier möglich. Aber all diese Argumente schienen an ihm abzuprallen. Erst als ich ihm das Angebot machte, dafür auf das Ostertraining zu verzichten lenkte er ein, allerdings sehr widerwillig.

Das Thema Anmeldung musste auch noch abgecheckt werden, da ein Stempel von einem deutschen Honda-Händler auf der Anmeldung verlangt wurde. Hier hätte mir ein nettes CBR-Forumsmitglied geholfen. Thanks again! Ich bekam vom Organisator aber das OK, dass dies in Ordnung gehe und wir sogar von Zürich aus fliegen könnten. Wir waren also dabei – great!
Im Januar hieß es dann eine reisetaugliche Riesentasche für den ganzen Plunder zu organisieren. Fündig wurden wir bei Sete und Babs mit einer Hockey- und Tauchertasche. An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank. Am Weekend vor dem Abflug war Packen angesagt, um zu sehen ob überhaupt alles reinpasst. Ging dann, wenn auch beide Taschen ziemlich gefüllt waren und die Helme als Handgepäck mit mussten. Am 6. Februar 2009 ging es dann endlich los und wir waren zappelig wie zwei kleine Kinder vor Weihnachten!
 
Anreise
Da unser Flug bereits um 6.40 Uhr war und es so früh keinen Zug gab, ging es um 4.00 Uhr (!!!) mit dem Auto los. Erstaunlich schnell waren wir am Flughafen (< 1 Stunde) und das Langzeitparkhaus war gar nicht so weit vom Flughafen weg. Da wir vollgepackt wie zwei Esel waren, hieß es im Parkhaus zuerst nach einem Gepäckrolli Ausschau zu halten. Ich war erleichtert als wir das Gepäck endlich aufgegeben hatten und mit dem Handgepäck noch friedlich „z’mörgele“ konnten.
Mit dem Flugzeug ging es zuerst nach Düsseldorf, wo wir zwischenlanden und ca. 2 ½ Stunden auf den Weiterflug warten mussten. Dort trafen wir auf den Duc-Fahrer Jürgen, der die nächsten zwei Tage in meiner Gruppe fahren sollte. Zufälle gibt’s! Kurz vor dem Boarding trafen wir dann noch auf ein lustiges, fünfköpfiges Trüppchen aus Nürnberg. Zwei davon saßen dann direkt neben uns im Flugzeug – Hansi und Lucky. Der Flug war dann auch relativ kurzweilig ;-)).
In Alicante schien sich mein Horrorszenario zu bewahrheiten. Das Gepäckband stellte ab und von beiden Taschen fehlte jede Spur. Scheiße, dachte ich und war bereits auf dem Weg zum Lost Counter. Dann sah ich per Zufall bei der Anzeige „unseres“ Gepäckbandes Nr. 6 „Non-EU belt 8“. Also mit Vollgas zu Gepäckband 8 gerannt, das auch bereits nicht mehr lief. Glücklicherweise waren aber unsere zwei Gepäckstücke noch auf dem Band. Schwein gehabt! Nach dem Zoll wartete Normen, der erste Honda-Mann auf uns. Vor dem Flughafen stand auch schon der Reisebus, der uns nach Mojacar ins Hotel Marina Playa fahren sollte. Jürgen und die Nürnberger waren schon draußen und wunderten sich über unser spätes Erscheinen. Dann war Warten auf die Jungs aus München angesagt, die kurz nach uns gelandet waren. Einer wartete dann wirklich vergebens auf sein Gepäck. Einer aus dem Münchner Flugs war Ex-GP-Pilot Jürgen Fuchs, der alle freundliche begrüßte. Ein sympatischer Kerl. Mit etwas Verspätung machten wir uns auf die 2 – 2 ½-stündige Fahrt, die schon bald durch einen Stau infolge Unfall gestoppt wurde. Nochmals rund 20 Minuten verloren. Das Honda-Video und das Infomaterial der neuen CBR-Modelle machten das Ganze aber kurzweiliger. Reifensponsor Metzeler spendierte auch noch ein schönes Baseball-Cap. Während der ganzen Fahrt gab es immer wieder einige kurze Schauer; der Honda-Mann versicherte aber, dass es ab Samstag trocken sein sollte. Hoffentlich :~
Ich war froh gegen 17.00 Uhr endlich im 4-Stern-Hotel angekommen zu sein, wo in der Empfangshalle bereits eine CBR600RR und eine CBR1000RR plus die neuen Metzeler-Reifen und Arai-Helme ausgestellt waren. Der Schlüssel für das Zimmer wurde uns bereits im Reisebus überreicht, so dass es keine Warterei an der Rezeption gab. Tolle Organisation! Das Zimmer, speziell die Betten (2xKing-Size) waren riesig. Ich freute mich auf die Dusche, das Ausruhen und einen kurzen Spaziergang ans Meer, bevor um 20.00 Uhr das Abendessen startete.
Um 21.00 Uhr wurden wir offiziell mit Sekt und Event-T-Shirt empfangen, bevor die Präsentation der Veranstaltung, der CBR-Modelle, speziell des C-ABS-Systems, losging. Es folgte ein Vortrag vom Metzeler-Mann über den brandneuen Racetec Interact, den wir als erste überhaupt fahren durften. Am Schluss wurden auch noch die Instruktoren (inkl. Jürgen Fuchs und Martin Bauer) vorgestellt.
Nach einem Schlummertrunk mit Jürgen und den Nürnberger Jungs ging es ab in die Haja. Es war ein Höllenlärm im Flur, den ich mit Fluchen und dann mit Ohrstöpsel quittierte. Da ich gemäß Plan am 1. Tag die 6er und am 2. Tag die Fireblade testen sollte (genau anders rum als Sebi), befand ich mich schon bald im Land der Träume. Allerdings saß ich darin auf einer 6er mit Hannspree - Lackierung! Auch von der Gruppeneinteilung träumte es mir bereits.......
 
1. Tag
Da es in Reisebussen zur Strecke ging (ca. 40 Minuten) und zwar bereits in den Gruppen, mussten die roten (hier die Langsamsten und somit meine J) um 7.30 Uhr frühstücken, denn die Abfahrt war um 8.10 Uhr. Die anderen Gruppen folgten im 20-Minuten Rhythmus. Es war trocken und auch ziemlich klar, aber schweinekalt als wir losfuhren (8 °C). Da die Strecke doch etwas in den Bergen liegt, sank die Temperatur auf 5°C. Es sollte dann am Tag deutlich wärmer werden, aber durch den Wind fühlte es sich immer saukalt an. Die Asphalttemperatur am Morgen lag bei 0.5°C.
Die Fahrerbesprechung fand im geheizten Bus statt. Da die Instruktoren im Vorfeld bereits zugeteilt wurden, machte ich mich auf die Suche nach Higgens und anschließend nach der CBR600RR Nr.79.

Als ich die 6er vom Ständer nahm, hatte ich den Eindruck, dass sie viel schwerer wäre als meine 954er. Die Sitzposition war auch gewöhnungsbedürftig und dementsprechend waren die Manövrierungen am Anfang. Kupplung war à la Sebi eingestellt und passte überhaupt nicht. Endlich konnte es in unserer 6er Gruppe losgehen. Da sämtliche Motorräder mit neuen Metzeler Racetec Interact besohlt waren, die wir, die Krabbeltruppe, bei den tiefen Temperaturen einfahren mussten, fuhr ich wie ein Hosenscheißer und die Kleine fühlte sich kippelig an. Die Strecke hatte viele blinde Passagen, die glücklicherweise durch Pylonen markiert waren. Außerdem ging es hoch und runter und die Radien der Kurven waren sehr unterschiedlich. Auch wartete eine Schikane auf uns, die rasch zu meiner Hassstelle erkoren wurde. Ich war heilfroh einem Instruktor hinterherfahren zu dürfen. Zwischen Turn 1 und 2 wurde die Kupplung auf meinen Wunsch eingestellt – perfekt!

Der 2. Turn war bedeutend flotter und ich fing mit der Schalterei an. Hatte bei dem Tempo ja auch noch viel Zeit. Kommentar vom Instruktor: „schalt doch nicht so viel, dann bleibt sie ruhiger!“ Den Spruch spare ich mir für Roland von Schräglage auf, der bei meiner 9-er schon ein Automatik-Getriebe gesucht hatte! Nach Turn 2 ging es für uns zum Mittagessen ins Restaurant auf der Strecke.

Da Turn 3 dann wieder langsamer als Turn 2 war und ich eigentlich auch noch etwas Gas geben wollte, fragte ich Higgens nach einem Gruppenwechsel. 2 wechselten mit und wir kamen zu Olaf. Der 4. Turn mit Olaf’s Truppe war dann schon ziemlich zügig und es begann so richtig Spaß zu machen. Unsere 5-er Gruppe paßte gut zusammen. Genial!

Eigentlich hätte es noch diverse Rahmenprogramme in den Pausen gegeben:

- ABS-Test im Fahrerlager auf speziell präpariertem Untergrund (Kies, Sand)

- Test der Honda CB1000R Hornet auf der Landstrasse

- Parcours in einem Honda Civic Type R

Da nach Turn 4 aber ein Fahrwerkseminar mit Jürgen Fuchs stattfand, das in ein Sitzposition und Blicktechnik Seminar führte, musste ich dies auf Renntag 2 verschieben.

Der 5. Turn war dann nochmals zügiger und bis auf die schnelle Fireblade-Truppe kam keiner mehr von hinten. Ich war aber infolge mangelnder Fitness nicht mehr wirklich konzentriert und fuhr einen Scheiß zusammen. Da ich an letzter Stelle fuhr, entschloss ich mich vorzeitig raus zufahren. Doch es wurde rot geschwenkt und somit mussten alle raus.
Nach dem Turn wartete auch bereits unser Reisebus, der uns zurück ins Hotel brachte. Im Bus war es verdächtig ruhig, es waren wohl alle etwas geschafft.

Ich freute mich aus den Motorradklamotten rauszukommen und natürlich auf eine lange, warme Dusche ;-).

Irgendwann kam auch Sebi zurück und meinte, dass die Fireblade ordentlich Power hätte und er nie (!) geschalten hat – alles im 4., inklusive Schikane. Er würde sich auf seiner SP-2 wohler fühlen. Sepp alles im 4. Gang!?! Na, dann würde wohl „The Beast“ morgen auf mich zukommen.....

Vor dem feinen Buffet am Abend fand für diejenigen, die wollten, ein kurzer Vortrag über die Arai-Helme statt. Nach dem Abendessen wurde in der Bar mit den Nürnbergern eifrig über die Fahrerlebnisse diskutiert. Rundherum nur zufriedene Gesichter. Doch bald machte sich die allgemeine Müdigkeit bemerkbar. Dieses Mal war ich gewappnet und pappte die Ohrstöpsel sofort rein.

 
2. Tag
Geschlafen habe ich wie ein Murmeltier und war gespannt auf das Wetter. Schön, aber ähnlich kühl wie am Vortag war es am Morgen. Ich war dann etwas zappelig, da ja heute die 1000er auf dem Programm stand, die sogar Sebi etwas Respekt einflösste.

Nach dem ausgiebigen Frühstücksbuffet ging es wie am Vortag um 8.10 Uhr mit dem Bus Richtung Circuito de Velocidad de Almería. Dort wartete Fireblade Nr.1 auf mich, die wiederum mit neuen Reifen ausgestattet war. Dies trug überhaupt nicht dazu bei, dass die Nervosität wich.

Die Blade schaffte es dann allerdings mich etwas runter zu holen, denn sie vermittelte irgendwie etwas Vertrautes. Die Sitzposition passte besser als auf der 6er und die Kupplung konnte ich selber verstellen J. Auch das Mehrgewicht von 16 kg gegenüber der Kleinen spürte ich beim Manövrieren aus der Box kaum. Es konnte also losgehen.
In unserer Gruppe wechselte außer mir nur einer auf die 1000er, der privat allerdings das selbe Modell fährt und somit „zu Hause“ war. Die restlichen fuhren mit der 6er vom Vortag weiter. Olaf meinte: „wir kalt, Wetter kalt, Motorrad kalt, Reifen neu – also langsam im 1. Turn!“ Umso überraschter war ich als er ab Runde 2 anzog und ich das schwächste Glied in der Kette war. Er fragt dann nur: „wolltest du noch nicht oder was war los?“ Ich: „Hey, neues Motorrad und neue Reifen!“
Da mir das Pinlock-Visier anlief, was ungewohnt war, lief ich zum Arai-Mann Melvyn. Der meinte, dass ich eigentlich nur die Pinlock-Halter mehr anziehen müsste, er nun aber ein neues reinmachen werde. Ich dachte an ein neues Pinlock-Visier. Erhalten habe ich aber kostenlos ein neues Visier inklusive Pinlock-Visier. Das nenne ich mal Kundenservice!
Im 2.Turn lief es bedeutend besser und wir waren schon wieder ziemlich flott unterwegs. Wie Sebi fuhr ich alles im 4. und die Power selbst aus der Schikane reichte vollkommen aus. Sie war viel handlicher als ich sie mir vorgestellt hatte und zu meinem großen Erstaunen kam ich besser mit dem freundlichen Biest klar als mit der CBR600RR. Ich verstand die Welt nicht mehr.
Nach Turn 2 frage ich, wer denn mit zum ABS-Bremsen käme. Resultat: ALLE. Wir bekamen eine kurze Anweisung vom Honda-Mann, bevor es nacheinander auf den mit Sand und Kies präparierten Untergrund ging. Motorrad gerade halten und voll reinlangen. Beim 1. Mal nur hinten, beim 2. Mal nur vorne und beim 3. Mal mit beiden und das jeweils auf beiden Parcours. Hinten war OK, vorne dachte ich, ich hätte zuwenig gezogen, weil nichts fühlbar war; also im Faststillstand nochmals kräftig gezogen. Resultat: das Hinterrad hob sich leicht. Das ABS hatte zuvor also schon gearbeitet und ich merkte es nicht. Genial!
Dann ging es für unsere Gruppe zum Mittagessen. Wieder zurück im Fahrerlager kam Jürgen Fuchs mit Beifahrer durch die Boxengasse gefahren und hielt ca. 10 Meter von mir entfernt an. Da ich schon immer mal Sozia bei einem richtig schnellen sein wollte, um die Unterschiede bei den Brems- und Beschleunigungspunkten sowie der Linie zu sehen, packte ich die Chance und ging auf Jürgen zu. Als ich ihn fragte ob ich diesen Service auch genießen dürfte schaute er mich zuerst verdutzt an und sagte dann nur, dass wir den Mark fragen müssten. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass Jürgen’s „Beifahrer“ ein Gestürzter aus der schnellen Gruppe war, den er zurück in die Box fuhr..... Wir erhielten das OK, allerdings in der Mittagspause, wenn niemand draussen war. Jupii!
Zuerst aber ging es noch auf Turn 3. Der Streckenverlauf schien immer flüssiger zu werden und ich hatte richtig Freude an der 1000er, mit Ausnahme auf die Schikane. Dort verlor ich auch bereits mit der 6er Boden auf die anderen. Auf der langen Geraden wollte ich dann mal etwas Stoff geben. Als letzte der Gruppe ließ ich mich nach der Schikane noch etwas mehr als üblich zurückfallen, um auf der Geraden wieder ran zufahren. Etwas kräftig am Kabel gezogen ging so was von die Post ab, dass es einen das Fürchten lehren könnte. Das nächste was ich sah, waren die Bremsleuchten meiner Vorderleute. Shit, die enge Rechts war schon da. Jetzt aber rechts vorbeischießen oder voll reinlangen. Ich entschied mich für zweiteres und es passte. So sollte es wohl immer sein.......!

Ich begann mich zu fragen ob es tatsächlich am Motorrad lag oder dem Fact, dass es der 2. Tag war und ich die Strecke nun besser kannte. Also fragte ich Normen ob ich für Turn 5 nochmals eine CBR600RR bekommen könnte. Innerhalb von zwei Minuten wurde mir die Kleine mit der Nr. 73 zugeteilt, Again, ein perfekter Service!

Schon bald war Mittagspause und das Abenteuer konnte losgehen. Ich war etwas erstaunt, dass noch ein Mädel mit Helm und Kombi bei Jürgen stand. Sei fuhr selber nicht und wollte auch mal auf die Strecke. Das Kombi und die Stiefel hatte sie sich vom Hondastand ausgeliehen. Sie war sichtlich nervös. Die Abfahrt verzögerte sich etwas, weil es einen Sturz gegeben hatte und die Strecke gereinigt werden musste. Es kam uns wie eine Ewigkeit vor.
Irgendwann bekamen wir grünes Licht. Jürgen wollte mit beiden je drei Runden fahren. Zuerst war die andere dran und ich war erstaunt, wie zügig er die Boxenausfahrt nahm. Nach zwei Runden kamen sie bereits rein und Jürgen meinte nur, dass sie sich so festkrallte und er dachte, dass es besser wäre raus zufahren. Schnell noch Anweisungen bezüglich Verhalten (Festhalten, Hanging-off, Beschleunigungsstücke, etc.) erhalten. Dann ging es los.....und wie. Die Boxenausfahrt nahm er mindestens ebenso zügig wie zuvor und die erste Rechts volle Kanne. Ich hatte gegenüber meiner „Vorgängerin“ sicher den Vorteil, dass ich die Strecke kannte und wusste wo ungefähr gebremst und beschleunigt wird, resp. ob es links oder rechts rum geht. Trotzdem hatte ich für Hanging-off, was soweit oben ohnehin sehr gewöhnungsbedürftig war, bei diesem Tempo keine Zeit. Ich konzentrierte mich auf die Gewichtsverlagerung des Oberkörpers. Die Linie konnte ich mir nicht merken; es ging alles etwas zu schnell ;-). Als wir uns das erste Mal der Schikane näherten, schaltete Jürgen an der Stelle, wo ich mir jeweils Gedanken zum Bremspunkt gemacht hatte, nochmals hoch. Ich dachte: „jetzt fahren wir gerade aus; das kann ja gar nicht gehen!“ Kurz danach warf er den Anker. Obwohl ich mich am Tank abgestützt hatte, hob es mich leicht aus dem Sattel. Kaum wieder „gelandet“ hieß es wieder festhalten, da er bereits am Beschleunigen zur Rechts vor der langen Geraden ansetzte. Dort ging mir bei der ersten Runde kurz das Visier auf. Schließen und den Kopf besser in den Windschutz! Dann folgte bereits das Anbremsen zur engen Rechts, bevor es in die Links und somit auf Start-Ziel mit zig Zuschauern ging. In Runde zwei bin ich beim Anbremsen mit dem linken Fuß ordentlich verrutscht, so dass wir einander mit den Füssen in die Quere kamen. Es dauerte ein paar Kurven bis ich es schaffte, den Fuß wieder in die richtige Position zu bringen.
Es war einfach nur genial. Es wurde mir aber auch bewusst, dass ich dies selbst wenn ich das Talent dazu hätte, nie könnte. Für solche Geschwindigkeiten bin ich ein zu großer Hosenscheißer!

Leider waren die drei Runden zu schnell vorbei (kein Wunder bei dem Tempo ;-)) und wir nahmen nach der langen Geraden die Boxeneinfahrt. Als ich abstieg merkte ich, dass mir leicht schwindlig war – eine Achterbahn ist ein Scheiß dagegen! Jürgen meinte nur, dass er mich in einigen Kurven gar nicht bemerkte und es mir sichtlich Spaß gemacht hätte. Ich wäre wohl noch ein paar Runden mehr gefahren, doch er musste raus. Ich sagte dann nur, dass ich nie wieder so schnell um den Kurs käme. Seine Antwort mit einem breiten Grinsen: „doch, doch mit etwas Training geht das schon! Das war etwa 60% von dem was mit Sozius möglich ist.“ Wie geht denn die Post bei 100% ab?!? Schon war unser Eventfilmer zur Stelle und wollte ein „Interview“. „Na, wie war’s?“ fragte er. „sauschnell“, mehr brachte ich nicht raus. „Hattest du Angst?“ Ich: „nein!“. Er: „falsche Antwort!“

Nun hatte ich ca. 5 Minuten Zeit, um ein Foto mit Jürgen zu machen und die Fireblade zu holen, bevor mein nächster Turn losging.
Turn 4 war dann auch etwas speziell. Erst einmal hatte ich ganz schlappe Arme und war irgendwie etwas beduselt. Außerdem kam ich mir vor als ob jemand ein Video in slow-motion abspielte ;-))) Anscheinend war ich aber trotzdem schneller unterwegs als ich dachte, weil der andere 1000-er Fahrer unserer Gruppe nach dem Turn nur etwas ungläubig sagte: „bei dir läuft es auch immer besser mit der 1000-er!“

Für den Auto-Parcours reichte es mir leider nicht mehr; ich musste mich nach Turn 4 etwas erholen ;-)

Ich freute mich im letzten Turn auf die CBR600RR resp. meine Performance mit ihr. Ich wollte unbedingt herausfinden ob mir die 1000er wirklich besser passt oder ob es mit der zunehmenden Streckenkenntnis am 2. Tag einfach besser lief. Ich konnte meinen inneren Schweinehund dann ein paar Mal überwinden und nicht, resp. später bremsen und mit mehr Speed in die Kurve rein fahren als am Vortag resp. mit der Fireblade. Es fühlte sich wirklich um Welten besser an als am Vortag. Trotzdem habe ich mein Hauptziel des Events nicht erreicht, nämlich mein zukünftiges Motorrad zu bestimmen, falls meiner 9-er etwas zustoßen sollte. Die 6er ist sicherlich handlicher als die 1000er und hat bereits unten raus mehr Druck als erwartet. Ich kann mit meinem derzeitigen Fahrstil resp. -können die Stärken der Kleinen nicht nutzen, resp. die Fireblade vertuscht meine Schwächen besser (Bremsen, Speed am Kurveneingang). Ich wäre also sehr unschlüssig und hoffe, dass meine geliebte 954 die 100.000 km noch voll macht. Bis dahin sollte ich meine Schwächen (hoffentlich) ausgebügelt haben, um auf der 6er Platz zu nehmen……

Wie am Vortag fuhr unser Bus uns um ca. 17.10 Uhr zurück zum Hotel.

Nach einer langen und warmen Dusche, kam ein breit grinsender und zufriedener Sebi zurück ins Hotelzimmer. Er schwärmte mir so was von der 6er vor (Handling, Bremse, Kurvenspeed, Linientreue, etc.), daß der nachfolgende Kommentar, dass er sich so eine zulegen wird, nicht im Geringsten überraschte. Ich war ja schon immer der Meinung, dass sein Fahrstil auf eine 600er zugeschnitten ist. Verdammt spätes Bremsen, extremer Kurvenspeed und den Respekt vom Rausbeschleunigen und Highspeed. Ich sollte also wieder mal Recht behalten. Es scheint, dass seine 9-jährige V2 Ära dem Ende zugeht. Es war gar nicht so einfach, ihn wieder etwas runter zu kriegen und zum feinen Abendessen zu bewegen!
Da schienen noch andere ein Problem zu haben. Von den Nürnbergern war nämlich weit und breit nichts zu sehen, resp. erst als wir unseren vierten und letzten Gang hinter uns gebracht hatten.
Im Irish Pub fand anschließend die Abschlussparty mit Live-Band statt. Die Musik war zwar gut, aber so was von laut, daß man sich selbst mit Schreien nicht unterhalten konnte. War definitiv nur zum Ausklingen via Absturz geeignet. Darauf hatten wir aber keinen Bock und verlagerten uns ins hauseigene Café. Bis auf Reiner und Lucky machten die Nürnberger schlapp – sie wollten sich angeblich „Die Lawine“ reinziehen, was bei Lucky nur ein ungläubiges Kopfschütteln auslöste. Am nächsten Tag stellte sich heraus, dass sie nur die ersten 10 Minuten gesehen haben und dann eingepennt sind ;-))! Es war dann ein ruhiger, aber friedlicher Abend mit feinem Carajillo resp. Bier. Um 23.30 Uhr löschte der Kellner demonstrativ das Licht; er wollte wohl Feierabend machen. Als Lucky kurz vor 24.00 Uhr noch Nachschub holen wollte, gab es nichts mehr. Also verlagerten auch wir uns in Richtung Zimmer.
 
Heimreise

Am Vorabend haben wir dem Infobrett in der Empfangshalle entnommen, dass unser Reisebus uns um 13.50 Uhr zum Flughafen fuhr. Unser Flug ging erst um 17.15 Uhr ab Alicante Richtung Palma de Mallorca zur Zwischenlandung. Die Nürnberger fuhren bereits um 9.00 Uhr los und flogen wieder via Düsseldorf.

Wir hätten also ausschlafen können, da das Frühstück bis um 10.00 Uhr serviert wurde. Ich war aber bereits um 6.30 Uhr hellwach und musste kurz nach 7.00 Uhr aus den Federn. Sebi war dann auch irgendwann mal wach und wir gingen in aller Ruhe frühstücken. So sahen wir auch die Nürnberger nochmals, bevor sie losfuhren.
Wir nutzten die restliche Zeit zum Packen und für einen Spaziergang ans Meer. Das Wetter war traumhaft.
Um 13.00 Uhr wartete dann nochmals ein feines Mittagessen auf uns, bevor es mit dem Bus auf die ca. zweistündige Reise an den Flughafen in Alicante ging. Beim Check-in fragte die Dame ob ich eine Sportausrüstung in der Hockeytasche hatte. Ich sagte: „ja, eine Motorradausrüstung!“ Was denn genau drin wäre, war die nächste Frage. Ich: „Stiefel, Kombi, etc.“. Nun liess sie es endlich gut sein und nahm die Tasche in Empfang. Vermutlich hatte sie einen Hockeystock und gefährliche Schlittschuhe erwartet....! Sebi war wohl wegen der 6-er immer noch etwas im Land der Träume, denn er lief beim Zoll einfach ohne seinen Rucksack weiter ;-) Ich musste ihn zwei mal darauf hinweisen.
Irgendwann konnte es dann Richtung Palma losgehen, wo wir umsteigen mussten. Sebi war anscheinend immer noch von der Rolle, denn plötzlich sagte er: „ich habe soeben die Elektronik freigelegt!“ In der Hand hatte er die Mittellehne des Sitzes ;-)) Also noch rasch das Flugzeug repariert.
In Palma hätten wir eigentlich 1 Stunde Aufenthalt gehabt, doch wurden wir von anderen Zündern darauf aufmerksam gemacht, dass der Flug nach Zürich bereits ausgerufen wurde. Hä?!? Tatsächlich war das Boarding in vollem Gange als wir zum Gate kamen. Sämtliche Passagiere waren bereits da und so flogen wir 30 Minuten früher als geplant Richtung Zürich. Cool!
Wir sind dann auch früher in Zürich gelandet und wurden mit strömendem Regen und einer Saukälte empfangen. Dies hatte ich wirklich nicht vermisst. Wir haben dann auch beim richtigen Gepäckband auf unsere Taschen gewartet, die prompt angerollt kamen ;-).
Dann machten wir uns auf in Richtung Langzeitparking und fanden unseren Kleinen auf Anhieb wieder. Wir waren definitiv nicht lange genug weg! Dann folgte eine ca. einstündige Fahrt, abwechslungsweise bei Regen und Schnee. Sollte ich mal im Lotto gewinnen, werde ich mir so einen Spanienaufenthalt jeweils für 3-4 Monate über die Wintermonate leisten!
Ein unvergessliches Erlebnis ging dem Ende entgegen. Wir waren uns einig, sollte der Event nächstes Jahr wieder durchgeführt werden, fahren wir wieder mit. Er war perfekt organisiert und jeden Euro wert.

www.sharky-racing.ch

 

Technik / Test

 

Mit freundlicher Unterstützung von

Photo2U - Racepixx
Arai Deutschland
Metzeler
Honda Motor Europe (North) GmbH
Combined ABS - allgemeine Erläuterung
Mein Eindruck/Test des Combined ABS
Mein Test der CB1000R

Reisebericht - ab Ende April online

Tag 1: Die Anreise
Tag 2: Der erste Kontakt auf der Landstraße
Tag 3: Landstraße die 2.
Tag 4: Der erste Kontakt mit der Rennstrecke
Tag 5: Rennstrecke die 2.
Tag 6: Die Abreise

Bilder & Filme

Bilder des kompletten Events
Der Film zur Testaktion
Filme von der Strecke in Almeria

Zeitungsberichte

Berichte im Syburger Verlag
Bericht in BikerSzene und Kradblatt
Supersport-Spaß ohne Stress (Motorradfahrer - April 2009)

Weiterer Reisebericht

Reisebericht von Nicole#36