Honda Fireblade Testaktion im sonnigen Spanien 2008

Tag 4: Der erste Kontakt auf der Rennstrecke

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Heute stand der Tag der Wahrheit auf der Rennstrecke von Almeria an. Zuerst grüßte mich aber wieder das Murmeltier – das spanische Gesangstalent übte einen neuen Titel mit einer Papiertüte raschelnd in der Hand direkt vor meiner Tür ein. Doch heute störte es weniger, da die erste Gruppe – die rote – bereits um 8.10 Uhr mit dem Bus zur 40 Minuten entfernten Strecke in den Bergen von Almeria gekarrt werden sollte. Somit musste heute alles recht schnell gehen. Kurz ein Müsli, ne Tasse Kaffee und ein Brötchen verdrücken und ab in die Lederkombi. Ja, richtig! Gleich in Leder ging es in den Bus. Macht wirklich Riesenspaß mit so einer Racingkombi im Bus – besonders die brutale Beinfreiheit.

Punkt 8.10 Uhr war dann auch Abfahrt der roten Gruppe. Rot? Ja, die Rennstreckenneulinge – ich war ja noch nie im Kreis gefahren – wurden in die rote Gruppe eingeteilt. Die etwas schnelleren in Gelb, die noch schnelleren und erfahrener in Grün und die Cracks in Blau. Nach einer schaukeligen, kurvigen Fahrt in die Berge standen wir nun auf dem großen Parkplatz hinter der Boxengasse. Vereinzelt standen auf dem noch einige private Rennteams im Zelt oder Wohnwagen, die wohl die zwei Tage mit Schrauben und Tunen überbrückten. Mit Kribbeln im Bauch stieg ich also aus dem Bus und folgte der Meute in eine Box, an der ein rotes Blatt hing. Auf einem spartanischen Stuhl deponierte ich meinen Rucksack und alle weiteren Mitbringsel – fast alle, denn ohne Foto geh ich nirgends hin! Minuten später ging es vor in die Boxengasse. Ein eiskalter, starker Wind blies uns ins Gesicht und liess unsere Gesichter noch angespannter wirken. Diese entspannten sich aber recht schnell, als wir die Boxengasse links runter bzw. rechts hoch schauten: 50 perfekt geputzte Fireblades und acht CBR600RRs standen da wie an der Schnur aufgezogen, bereit für den heißen Ritt über die Berg- und Talstrecke von Almeria.

Lange konnten wir diesen imposanten Anblick jedoch nicht genießen, da unsere Instruktoren zur Fahrerbesprechung in die Hondamechaniker-Box einluden. Nach kurzer Einweisung über die Regeln auf der Rennstrecke und den grundsätzlichen Ablauf wurden einzelne kleine Gruppen eingeteilt, in denen wir die ersten Turns drehen sollten. Ich selber kam zu Olaf Klanke ins Team, zusammen mit zwei netten Mädels aus meinem Forum und einem weiteren Fahrer. Nun musste alles auch recht schnell gehen. Foto zurück ins Fahrerlager, Helm und Handschuhe mitnehmen, dabei noch schnell der ankommenden blauen Gruppe zuwinken und ran an die Maschine. Die Anspannung war nun doch einigen im Gesicht abzulesen. Wir ließen unsere Maschinen an, der Motor drehte etwas über Standdrehzahl – Top-Kaltstartverhalten! - Sturmhaube überziehen, Helm auf, Handschuhe an, alles zurechtrücken, auf die Maschine und vor bis zur Ampel rollen, an der unser Instruktor bereits wartete. Das Rot der Ampel wechselte in ein blinkendes Gelb, der Boxenchief tauschte die rote mit einer grünen Flagge aus – jetzt kann es los gehen, meine ersten Meter als Fahrer auf einer Rennstrecke! Die ersten Runden dienten rein zur Orientierung. Wie an einer Perlenkette zogen wir Runde um Runde gemütlich hinter unserem Frontmann her, schauten uns die Strecke genau an, die doch recht staubig so früh am Morgen war. Der Kilovierzylinder lief ruhig und sanft, keinerlei Vibrationen störten die Orientierungsfahrt, man fühlte sich gleich wieder richtig zuhause auf der Fireblade. Nach gut 15 Minuten war der erste Ausflug auch schon beendet und wir rollten zurück in die Box zur Weitergabe an die nächste Gruppe. Olaf rief uns alle zusammen, um die Eindrücke aufzusammeln. Da der Wind doch sehr fies war, verlegten wir diese Besprechung kurzerhand in die „Kaffeebox“.

Nun hatten wir gut eine Stunde Zeit bis zum 2.Turn. Diese nutze ich, um den anderen Gruppen etwas über die Schulter zu schauen und mir die Strecke mal von oben aus dem Rennleiterturm zu betrachten. Zwischendurch gab es wieder ein Käffchen, um sich etwas aufzuwärmen – 8 Grad! Dabei konnte man schön den Aufbauarbeiten des Honda-Fan-Shops sowie des Arai-Service-Standes zusehen.
Der 2.Turn indem wir etwas schneller ans Werk gehen wollten, mit mir am Ende des Feldes, stand an. Nach zwei Einrollrunden zog unser Instruktor nun doch mehr am Kabel, sodass wir die Stärken der neuen CBR1000RR erleben konnten. Zielgenau und fehlerverzeihend zogen wir Bahn um Bahn. Schnelle Wechsel gingen kinderleicht von der Hand. Wie schon auf der Landstraße hatte man das Gefühl, dass die Neue direkt mit dem Sehnerv des Fahrers verbunden ist. Schnell verflogen die 20 Minuten und wir sahen auch schon wieder die schwarzweiß karierte Flagge – Ok, noch eine schnelle Runde, in der man die BT002 noch etwas quälen konnte. Eingangs der Gegengeraden dann der Schock! Die Fahrerin, zwei Plätze vor mir, gab in Schräglage beherzt Gas, blauer Qualm, viel Staub, eine durch die Luft fliegende Fireblade – Highsider. Hier wurde einem schnell deutlich, dass es eben kein Spielzeug ist, dass es keine 600er ist, bei der man immer den Gashahn voll drehen kann. Es wurde einem klar, dass hier knapp 180PS mit 114Nm am Hinterrad schieben und die 199kg in nicht einmal 7,4 Sekunden von Null auf 200Km/h bringen können.
Mit gedämpfter Stimmung und nicht wissend wie es der Fahrerin ging, rollten wir zurück in die Box. Sichtlich betroffen sprach unser Instruktor die Runden in der Kaffeebox durch. Wir hatten jetzt wieder bis kurz vor dem Mittag Zeit, uns im Fahrerlager auszutauschen bzw. nach der verunfallten Fahrerin zu schauen. Hier sei gleich mal aufgelöst, dass sie „nur“ einen gebrochenen Unterarm und Handgelenk sowie ein Riesen-Hämatom am Oberschenkel erlitten hatte, was im Krankenhaus von Almeria versorgt wurde – Thomas von Bike Promotion kümmerte sich hervorragend um sie.
Im 3.Turn fuhr ich nochmals am Ende des Feldes. Olaf erhöhte wieder das Tempo und wir konnten schön das hervorragende Zusammenspiel der BT002 Street Bereifung mit dem absolut ruhig agierenden Fahrwerk der Fireblade bewundern. Jedoch konnte man den Reifen auch schnell an seine Grenzen bringen. Mit dem direkt einwirkenden Gaszug waren kontrollierte Rutscher einfach zu produzieren, wobei der Hinterreifen hier sehr gutmütig den Grenzbereich ankündigt, während der Vorderreifen sich wie eine Eins in den Asphalt krallt. Die Gegengerade hinunter konnte man Gang für Gang ausdrehen und die fast gleichförmige Leistungsentfaltung genießen. Nur so um 4.000 Umdrehungen ist vielleicht etwas weniger da, aber wen interessiert das schon. Am Ende der Gegengerade waren die Stopper gefragt. Die neue 126 Gramm leichtere Monoblock-Bremszange beißt hervorragend in die 320mm Bremsscheiben. Zielgenau und wohl dosierbar war das Drosseln von knapp 170 Km/h auf kürzestem Weg möglich. Gleichzeitig konnte die Anti-Hopping-Kupplung unauffällig ihren Dienst verrichten und die Hinterhand gerade und absolut ruhig halten – ein absoluter Genuss und das im Serientrimm!

Runde um Runde zogen wir unsere Bahnen. Zu keiner Zeit hatte man das Gefühl, dass die Fireblade unberechenbar agieren würde oder dass man an Grenzen der Beherrschbarkeit käme. Nein! Man hatte stets das Gefühl der totalen Kontrolle. Was aber auch schnell zum Verhängnis werden konnte! Als wir zurück in der Box waren, wurde wieder eine recht heftig zerstörte Fireblade zurück gebracht. Der Fahrer hatte sich einfach zu wohl gefühlt und die Physik an den Rand gebracht. Dies ist eben auch die Gefahr, wenn ein Bike absolut genial zu kontrollieren ist. Man geht immer weiter und weiter.
Nun war aber Zeit für die Mittagspause und einen Plausch hinter der Boxengasse in der Sonne. Das Rennstreckenbistro bot uns einen leckeren Mittagstisch mit allem drum und dran an und Rainer von Arai verteilte weiter Helme zum Testen.

In Turn 4 und 5 konnte man am Nachmittag weiter die Ideallinie finden und der Fireblade freien Lauf lassen. Leider fanden auch hier wieder einige nicht ganz dieselbe, sodass ein paar Kunststoffteile, Schlüsselbeine und Rippen zu Bruch gingen.

Am späten Nachmittag erläuterte uns ein Brigdestone-Techniker die grundlegenden Dinge dieser schwarzen Dinger, die den Kontakt zwischen Asphalt und Motorrad zu jeder Zeit gewährleisten sollen. Gegen 17.30 Uhr war dann mein erster Renntag zu Ende und wir fuhren mit den Bussen wieder zurück ins Hotel, indem ich den Abend recht entspannt ausklingen liess, da mich am nächsten Tag sicher wieder meine Putzfrau wecken würde und wir ja auch wieder um 8.10 Uhr zur Rennstrecke aufbrechen würden.
Während wir alle im Hotel ausspannten, war für die Honda-Mechaniker noch lange nicht Schluss. Sie durften an allen Motorrädern Vorder- und Hinterreifen wechseln sowie die Fahrwerke neu abstimmen. Einige nicht so stark beschädigte Fireblades wurden gleich für den nächsten Tag wieder zusammengeklebt. Respekt Jungs!!!!


Reisebericht Honda Fireblade Testaktion im sonnigen Spanien 2008
Tag 1: Die Anreise
Tag 2: Der erste Kontakt auf der Landstraße
Tag 3: Landstraße die 2.
Tag 4: Der erste Kontakt mit der Rennstrecke
Tag 5: Rennstrecke die 2.
Tag 6: Die Abreise
 
Bilder & Filme
Testaktion Fireblade - Der Film
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Zeitungsberichte
Komprimiert und kompromisslos (FAZ 19.02.2008)
Ich hab´ dein Knie geseh´n (FAZ 24.02.2008)
Cabrio auf zwei Rädern (Bunte 18.2008)
 
Weiterer Reisebericht
Von Mark - "Hubbel"
 
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